Fructosemalabsorption – wenn dem Körper Fruchtzucker nicht schmeckt!
06.10.2020

Blähungen, Übelkeit, Verdauungsprobleme – wenn das nach dem Verzehr von Obst passiert, kann eine Fructoseunverträglichkeit dahinterstecken. Und die ist alles andere als selten: Jeder dritte Deutsche ist betroffen1. Doch was ist eigentlich Fructose? Kurz gesagt: Fruchtzucker! Als solch natürliche Zuckerform kommt er in Früchten, Gemüse und Honig vor. Doch Vorsicht! Er lauert in weit mehr Lebensmitteln – und genau dort liegt auch das Problem.

Fructose – das Problem mit dem versteckten Zucker

In allen Obst- und auch Gemüsesorten ist Fructose enthalten – allerdings nicht immer gleich viel. Dementsprechend werden verschiedene Sorten auch unterschiedlich gut vertragen. Grundsätzlich ist in Trockenobst, da es stark konzentriert ist, sowie natürlichen Süßungsmitteln wie Ahornsirup und Agavendicksaft viel Fruchtzucker enthalten. Auch Äpfel, Beeren oder Ananas sind eher fruchtzuckerreich. Wer jetzt aber Obst und Gemüse verteufelt, irrt. Denn: Fructose kommt nicht nur als Einfachzucker in natürlicher Form vor. Sondern auch ganz normaler Haushaltszucker besteht zur Hälfte aus Fructose – zur anderen aus Glucose. Und: Aufgrund ihrer enormen Süßkraft liebt die Lebensmittelindustrie Fructose. Und so findet sie sich künstlich hergestellt und verarbeitet in Softdrinks, Säften, Süßigkeiten und Fertiggerichten. In vielen verarbeiteten Lebensmitteln ist der Fruchtzucker demnach zu finden. Das Ergebnis: Wir nehmen im Laufe der Zeit immer mehr Fruchtzucker zu uns2– mehr als gut für uns ist.

Ein Zucker – viele Namen

Fructose hat auf der Zutatenliste viele Namen. Vorsicht gilt zum Beispiel bei:

  • Fruchtzucker
  • Fruktose oder Fructose
  • Fructosesirup
  • Fructose-Glukosesirup oder Glukose-Fructosesirup
  • Fruchtsüße
  • Zuckeraustauschstoff, Stärkesirup
  • Apfel-Birnen-Kraut
  • Maissirup
  • Kunsthonig (Invertzucker)
  • sowie diverse Zusatzstoffe (E-Nummern)

Fructose ist nicht gleich Fructose

Fruchtzucker in seiner natürlichen Form – also Fruchtzucker aus Obst und Gemüse – unterscheidet sich stark von Industriezuckern. Zum einen ist im Vergleich zu zugesetzten Zuckern in verarbeiteten Lebensmitteln die Zuckermenge in Früchten relativ gering. Zum anderen kommt das Obst und Gemüse mit wertvollen Begleitern daher: Es enthält ebenfalls lösliche und unlösliche Ballaststoffe. Diese sind nicht nur grundsätzlich gut für den Darm, sondern verlangsamen auch die Geschwindigkeit der Zuckeraufnahme. Auch sekundäre Pflanzenstoffe tun Gutes: Eine Studie konnte zeigen, dass Beeren den Blutzucker kontrollieren, da spezielle Pflanzenstoffe für die Verlangsamung der Zuckeraufnahme in die Blutbahn verantwortlich sein könnten3. Beeren können zudem einen positiven Effekt auf den Insulinspiegel bei stark glykämischen Nahrungsmitteln haben4. Und dann wären da noch die sogenannten Zuckeralkohole, zu denen zum Beispiel Sorbit gehört. Sorbit schmeckt süß, und wird deshalb von der Lebensmittelindustrie gerne als Zuckeraustauschstoff in Light- oder Diätprodukten eingesetzt. Bei Fructosemalabsorption gilt Vorsicht bei Verzehr. Denn: Sorbit und Fructose werden auf die gleiche Weise verstoffwechselt. Sie nutzen den gleichen Transporter. Das bedeutet: Ist in einem Lebensmittel Sorbit enthalten, wird hierdurch die Aufnahmefähigkeit des Fruchtzuckers vermindert. Die Folge: Die Toleranzgrenze für Fruchtzucker sinkt weiter ab und es wird weniger Fruchtzucker als sonst vertragen.

Fructoseunverträglichkeit – was passiert im Körper?

Grundsätzlich ist Fructose nicht schlecht verträglich. Sehr große Fruchtzuckermengen von über 35 Gramm pro Stunde sprengen aber auch bei vielen Gesunden die Aufnahmekapazität5. Dann kann der Darm überlastet werden. Und das kann Folgen haben – meist spürt man diese als Blähungen, breiigem Stuhl bis hin zu Durchfall, Völlegefühl oder auch Verstopfung. Dabei ist aber auch die Unverträglichkeit nicht gleich Unverträglichkeit. Wissenschaftler unterscheiden zwischen zwei Formen des Fructose-Problems: die intestinale Fructoseintoleranz, auch Fructosemalabsorption genannt, und die sogenannte hereditäre Fructoseintoleranz. Im Gegensatz zu ersterer kommt die tatsächliche Intoleranz sehr selten vor. Dabei handelt es sich um eine angeborene Stoffwechselerkrankung, von der etwa einer von 20.000 Menschen betroffen ist6. Diese lebenslang bestehende Störung bedarf ebenso lebenslanger streng fructosefreier Ernährung.

Das ist bei der Fructosemalabsorption nicht der Fall. Hier kann der Darm Fructose nur begrenzt aufnehmen, da die Transportproteine im Dünndarm defekt sind. Die mit der Nahrung verzehrte Fructose kann im Dünndarm deshalb nur unzureichend aufgenommen werden. Die Folge: Sie gelangt in den Dickdarm – doch da gehört sie eigentlich nicht hin. Dort angekommen, starten die Darmbakterien damit, die Fructose zu vergären. Die dabei entstehenden Gase können zu den typischen Verdauungsbeschwerden führen. Betroffene spüren dies deshalb etwa 30 Minuten nach der fructosehaltigen Mahlzeit, das Ganze kann aber auch über Stunden anhalten7. Und: Eine solche Unverträglichkeit kann auch plötzlich– zum Beispiel im Erwachsenenalter– entstehen. Die guten Nachrichten: Das Ganze ist sehr gut in den Griff zu bekommen!

Fructosemalabsorption – was tun?

Eine Ursache der intestinalen Fructoseintoleranz ist bislang nicht bekannt. Doch es mehren sich die Anzeichen, dass es ein Ernährungsfehler ist, der sich durch eine Umstellung der täglichen Ernährung wieder beheben lässt5. Nach der ärztlichen Diagnose wird eine dreistufige Behandlung empfohlen6:

1. Phase: Karenz.

Fructosearme Ernährung zur Entlastung des Darms und der Verringerung der Beschwerden

2. Phase: Testphase

Erweiterung der Lebensmittelauswahl und damit Wiedereinführung verschiedener Obstsorten

3. Phase: Dauerernährung

Individuelle Ernährungsempfehlungen, die sich an Patientenvorgaben orientieren

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Quellen:

1 https://www.dge.de/uploads/media/DGE-Pressemeldung-intern-04-2011-DGE-Infothek-Fructose.pdf

2 Montalto M et al. Fructose, trehalose and sorbitol malabsorption. Eur Rev Med Pharmacol Sci 2013;17: 26–29

3 Törrönen R et al. Postprandial glucose, insulin, and free fatty acid responses to sucrose consumed with blackcurrants and

lingonberries in healthy women. Am J Clin Nutr 2012; 96: 527–533

4 Törrönen R et al. Berries reduce postprandial insulin responses to wheat and rye breads in healthy women. J Nutr 2013; 143: 430–436

5 https://www.ugb.de/ernaehrungsberatung/fruktosemalabsorption-wenn-fruchtzucker-fuer-unruhe-sorgt/

6 https://dgaki.de/wp-content/uploads/2010/05/StellungnahmeFruktosemalabsorption2010.pdf

7 Raithel, M. et al. The Malabsorption of Commonly Occurring Mono and Disaccharides. Dtsch Arztebl Int. 2013; 110: 775–782

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